Wir wollen
Bildungsvielfalt |
statt |
Gleichschrittlernen |
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Chancengleichheit für alle |
statt |
Privilegien für wenige |
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Integration |
statt |
Trennung |
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Individualität |
statt |
Schubladendenken |
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Schülerorientierung |
statt |
Standardisierung |
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Dokumentation |
statt |
Bewertung |
Warum ändert sich Schule so langsam?
Die Diskussion über unser Schulsystem und die pädagogische Weiterentwicklung leidet unter drei gravierenden blinden Flecken:
O Die Bedeutung, die Abschlusszeugnisse für den beruflichen Erfolg von Kindern haben, schafft Rahmenbedingungen für das Schulsystem, die massiv in die Möglichkeiten der Unterrichtsgestaltung eingreifen. Ohne die Reflexion dieser Bedingungen ist die Diskussion um die pädagogische Weiterentwicklung der Schule sinnlos. Glücklicherweise macht gerade die Inklusion dieses Defizit überdeutlich.
O Bewertende Zeugnisse verhindern eine Einsicht von Eltern, Arbeitgebern und weiterführenden Institutionen in die Leistungen der Schülerinnen.
O Die Bedeutung, die die Organisation der Schule und der dafür zuständigen Behörden für deren pädagogische Weiterentwicklung besitzt, wird massiv unterschätzt und nicht ausreichend diskutiert.
Die Frage, warum sich Schulen so langsam ändern, findet hier ihre Antworten.
Abschlusszeugnisse
Abschlusszeugnisse, die auf Basis eines festgelegten Kanons (Bildungsplan, Rahmenrichtlinien, …) vergeben werden, zwingen das Schulsystem und jeden einzelnen Lehrer, genau darauf hinzuarbeiten: Es kann dann nicht mehr diskutiert werden, was unterrichtet wird, sondern nur noch wie die Schüler die vorgegebenen Ziele erreichen.
Das ist unabhängig davon, ob Zeugnisse als Notenzeugnisse, Berichtszeugnisse, Kompetenzraster oder in anderen Formaten vergeben werden. Damit kann man unterschiedlichen Lernformen noch gerecht werden, jedoch nicht unterschiedlichen Lernzielen.
Das zeigt sich am besten in der euphemistischen Formulierung der „zielgleichen und zieldifferenten“ Ausbildung, die exakt die Grenze zwischen Inklusion und Exklusion bezeichnet. Zieldifferent ausgebildet – kein Abschluss.
Wenn also Inklusion und schülerorientiertes Lernen die Ziele sind, müssen die Abschlüsse in der jetzigen Form in Frage gestellt werden. Insbesondere der Trend zur Standardisierung von Ausbildung und Abschlüssen (Zentralabitur) führt genau in die falsche Richtung.
Bewertung/Dokumentation
Die heutigen Zeugnisse sind bewertend. Sie enthalten nicht die Tätigkeiten der Schülerinnen sondern die Bewertung durch die Lehrerin relativ zum Klassenverband und sind daher für Eltern, Arbeitgeber und Andere weitgehend wertlos.
Eine realistische Einschätzung erlauben nur dokumentierende Berichte wie z.B. Lerntagebücher, wenn sie neutral festhalten, was die Schülerin erarbeitet hat. Sie ermöglichen den Eltern und weiterführenden Institutionen erstmals einen Einblick in das, was Schülerinnen in der Schule gemacht haben.
Wir lehnen daher bewertende Zeugnisse ab und fordern die Einführung von rein dokumentierenden Zeugnissen. Diese sollen die Tätigkeiten der Schülerinnen festhalten und damit den Schülerinnen, den Eltern so wie anderen Institutionen (Ausbildungsbetriebe, Uni, weiterführende Schulen) eine von der Lehrerin unabhängige Einschätzung der Fähigkeiten und Eignung ermöglichen.
Ziele
Mit der Abschaffung von Abschlusszeugnissen und bewertenden Zeugnissen eröffnet sich auch erstmals ein Spielraum für eine kooperative Vereinbarung von Lernzielen zwischen Schülerinnen und Lehrerinnen. Da die Vorgabe bewertender Abschlüsse entfällt, können individuelle Lernaufgaben verabredet und die Leistungen dokumentiert werden.
Eine feste Vorgabe wie sie für bewertende Abschlüsse erforderlich ist (Abitur oder gar Zentralabitur) ist überflüssig. Damit ergibt sich erstmals die Chance für eine praktische Umsetzung von schülerorientiertem Lernen und der individuellen, kooperativen Vereinbarung von Lernzielen.
Wir fordern daher:
O Abschaffung von bewertenden Abschlüssen und Zeugnissen
O Einführung und Weiterentwicklung von dokumentierenden Arbeitsberichten als einzig möglicher Zeugnisform
Schulorganisation
Die pädagogische Weiterentwicklung muss und kann nur von den Schulleitungen gesteuert werden. Dazu müssen sie ausreichend Zeit dafür haben. Heute sind Schulleitungen zu über 80%, meist zu 110% mit Verwaltungsaufgaben ausgelastet. Sie haben schlicht nicht genug Zeit sich um die Pädagogik zu kümmern.
Wer an einer Weiterentwicklung pädagogischer Qualität an unseren Schulen interessiert ist, muss daher vor allem eine massive Entlastung der Schulleitungen von Verwaltungsaufgaben fordern. Das wäre umso leichter, als die derzeitigen Systeme der BSB stark verbesserungsfähig sind und zudem viele administrative Aufgaben (Finanzverwaltung, Datenbanken) zentralisiert werden könnten.
Solange die Schulleitungen keine Zeit haben sich um die Pädagogik an ihren Schulen zu kümmern, ist jedes innovative Konzept, jede pädagogische Weiterentwicklung eine reine Phantomdiskussion ohne praktische Relevanz.
Daher gilt: Eine Verbesserung der Pädagogik geht nur über eine Verbesserung der Verwaltung.
PROSchulreform steht für:
- Einführung von dokumentierenden Zeugnissen
- Abschaffung von bewertenden Zeugnissen
- Abschaffung von Abschlüssen
- Gemeinsam Lernziele verabreden
- Längeres gemeinsames Lernen
- Pädagogisierung der Schulleitungen